Skitour Haute Route

Walliser Alpen
Unterwegs auf der klassischen Haute Route
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„Wegen Revision geschlossen.“ Ein handgeschriebener Zettel klebt windschief an einer verschlossenen Glastüre und hindert uns so, die klassische Haute Route mit einer Auffahrt auf die Grands Montets zu beginnen. In den Wasserpfützen des Parkplatzes spiegeln sich die dunklen Schnee-Regen-Wolken und die einzigen Farben liefern die regenbogenfarbenen Motorölschlieren im graubraunen Schmelzwasser. Und jetzt? Wer nicht vernünftig vorbereitet ist, muss zumindest gut improvisieren können. Wir schlagen unser vorläufiges Basislager in Volkers 90er Jahre SUV „Nissan Terrano“ im nahe gelegenen Vallée du Trient auf. 1995 hatten wir noch die Zeit und Muse schlechtes Bergwetter einfach auszusitzen. Und tatsächlich: Schon in der dritten Nacht nach unserer Ankunft versprach ein sternenklarer Maihimmel den endgültigen Start unseres großen Skitourenabenteuers. Ohne Seilbahn hatte es der erste Tag auf die Trienthütte über den Trientgletscher dann auch richtig in sich: über 2000 Höhenmeter mit bleischweren Westalpenrucksäcken direkt in einen unbeheizten Winterraum. Dann weiter über Champex nach Bourg-Saint-Pierre. Aufstieg zur Valsoreyhütte (du Volker – sind wir dieses Jahr vielleicht gut drauf – nur halbe Führerzeit! Leider hatten wir uns bei der Talseite verhauen und waren auf der Cabane du Vélan gelandet …). Am nächsten Tag tatsächlich auf die Valsorey. Volker dann die Schlüsselstelle beim Übergang zur Cabane de Chanrion mit einem quasi haarlosen Steigfell („die Felle sind zu schood zum Wechschmeissn…“) an Steigeisenspuren vorbei hinein in einen feuchten zähen Nebel, der uns über Stunden mit Karte und Kompass das Gehen nach Marschzahl wieder praktizieren ließ. Weiter zur Cabane des Vignettes und durch grundlosen Sulzschnee bei gefühlten 30 Grad Sonnentemperatur auf die Schönbielhütte. Wechsel auf die alte Monte-Rosa-Hütte und zum Abschluss bei besten Verhältnissen (endlich!) auf die Dufourspitze – mit 4634 m der höchste Berg der Schweiz. Und was uns ein heutiger Haute-Route-Geher niemals glauben wird: Bis auf die Cabane des Vignettes waren wir immer die einzigen Hüttengäste – echt!
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